10 Dinge, die ich beim Klavier spielen gelernt habe

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Wahnsinn, ich habe es tatsächlich durchgezogen. 30 Tage jeden Tag 30 Minuten Klavier/ Keyboard spielen. Ich habe immer davon geträumt ein Instrument spielen zu können, aber ich habe mich nie getraut es zu versuchen. Ich dachte immer, ich sei unmusikalisch. Doch das hinter diesem Glaubenssatz, die Angst davor Fehler zu machen, versteckte war mir bis zu diesem Experiment nicht bewusst. Deshalb war die Frage, die ich bei diesem Experiment klären wollte auch “Macht mich Klavierspielen Fehler resistenter? Und hilft es mir dabei meine Angst vor Fehlern abzubauen?”. Nach 30 Tagen üben, kann ich diese Frage getrost mit “Ja” beantworten, denn während ich mir bei den ersten falschen Tönen vor Scham fast ins Hemd gemacht habe, war es am Ende normal, dass ich bei neuen Lieder erst mal viele Fehler machte. Ich habe bei diesem Experiment, also nicht nur Klavier spielen gelernt, sondern auch viele wertvolle Lektionen fürs Leben. Deshalb folgen hier jetzt 10 Dinge, die ich beim Klavier spielen gelernt habe.

“Ich kann das nicht” ist Bullshit

Die wenigstens von uns sind im Alltag, wie Pippi Langstrumpf und sagen “Das habe ich vorher noch nie probiert, also bin ich mir sicher, dass ich es schaffe”. Die meisten sagen eher solche Dinge, wie: “Ich habe das noch nicht gemacht, ich glaube nicht, dass ich das kann. Ich lasse es lieber.”Die Angst davor, was andere sagen oder denken könnten ist so groß, dass sie uns davon abhält was neues zu wagen. Manchmal habe ich das Gefühl, je älter man wird, desto größer wird die Angst sich zu blamieren. Als Kind hat konnte Neugier und Mut die Angst noch viel schneller besiegen, als heute. Obwohl wir als Erwachsene Geschichten in denen Menschen mutige Dinge tun noch mindestens genauso  lieben, wie als Kind. Wir lieben es anderen Menschen dabei zuzusehen, wenn sie etwas riskieren, aber meist bleibt es leider beim Zusehen.

So auch bei mir. Beinah hätte ich meine Chance ein Instrument zu lernen verpasst, nur weil ich mir immer einredete es nicht zu können, auch wenn ich es gar nicht erst versucht habe. Jetzt wo ich angefangen habe zu spielen, finde ich es mehr als bescheuert, dass ich dachte es nie lernen zu können. Ich glaube man kann alles lernen, es kommt nur darauf an wie sehr man es will.   

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Manchmal ist das schwierigste an einer Sache, der erste Schritt

Es ist verrückt wie lange ich gebraucht habe, um den ersten Schritt in Sachen Keyboard spielen zu machen und wie leicht die Schritte danach waren. Die Entscheidung, die App auf meinem Tablet zu installieren und sich das alte Keyboard zu schnappen und loszulegen, war das Schwierigste an diesem Experiment. Nachdem der erste Tag geschafft war, waren die restlichen 29 Tage, tägliches üben, hingegen ein Klacks. Dieser Mindfuck hat mich irgendwie ans Joggen erinnert, da sind die ersten Schritte auch immer super schwer für mich. Wenn ich aber erst mal die Sportklamotten anhabe und den ersten Schritt gemacht habe, läuft es bzw. ich. 

Man braucht keine fancy Dinge, um anzufangen. Man muss einfach anfangen

Eine meiner Lieblingsausreden war immer: “Ich kann ja kein Klavier spielen, ich habe schließlich keins. Und wer weiß, ob ich es durchziehe, vielleicht würde ich viel Geld für etwas ausgeben, dass ich dann nie verwende.” Armselige Ausrede, ich weiß. Denn es gibt die verschiedensten Lösungen für dieses Problem. Erstens kann man für den Anfang auch Keyboard spielen, statt Klavier und auch wenn man kein neues Keyboard kaufen möchte kann man z.B. jemanden fragen, ob er nicht noch ein altes Instrument hat, dass man sich leihen könnte. Oder ein günstiges Keyboard über Ebay Kleinanzeigen kaufen, oder einfach eins mieten. Coole Keyboards gibt es übrigens schon ab 15€/Monat. Ich hatte das Glück, dass meine Schwiegereltern, das Kinderkeyboard meines Mannes aufgehoben hatten. Ist es das Keyboard meiner Träume? Auf keinen Fall, aber für den Anfang reicht es aus. Wie beim Fotografieren, da brauchst du für den Anfang auch nicht die 5000€ Kamera, sondern einfach ein Einsteigermodell, damit du üben kannst.

Es ist wichtig die Dinge auf seine Art zu machen

Das ist mir bei diesem Experiment ganz besonders aufgefallen. Hätte ich versucht mit einem Klavierlehrer(in) zu üben, dann wäre ich nicht so weit gekommen und ich hätte es höchstwahrscheinlich auch nicht durchgezogen. Nicht, weil ich Unterricht durch eine Lehrer(in) schlecht finde, ganz und gar nicht. Es wäre wahrscheinlich schlichtweg schon an der Terminvereinbarung gescheitert. Mein Alltag war so voll, dass ein freier Termin in den Stoßzeiten enormer Organisationsaufwand bedeutet hätte und darauf hatte ich kein Bock. Ich wollte dann üben, wann ich will und nicht wann mein(e) Lehrer(in) dafür Zeit hat.

Es sind die kleinen Dinge, die ganz große Glücksgefühle in uns auslösen

Hätte ich gewusst, wie glücklich es mich macht, morgens um 5:30Uhr “perfect” von Ed Sheeran auf dem Keyboard zu spielen und dabei zu singen, hätte ich schon viel früher damit angefangen. Diese 30 Minuten Üben gaben mir während des ganzen Tages ein gutes Gefühl. Egal, wie stressig der Tag war. Ich hatte immer das Gefühl, dass alles gut ist, weil ich bereits ganz früh morgens was gemacht hatte, was mir wichtig war. 

An Fehlern festzuhalten, bringt nur neue Fehler

Das war eine der wichtigsten Lektionen, vor allem in Anbetracht dessen, dass ich ursprünglich herausfinden wollte, ob Klavier spielen dazu führt, dass ich Fehler resistenter werde. Als ich soweit war, dass ich die ersten kleinen Lieder üben konnte, wollte ich es unbedingt gut machen und ärgerte mich jedes Mal tierisch darüber, wenn ich einen Fehler machte. Doch der Ärger über meinen Fehler brachte nur neue Fehler und so zerstörte ich mit dem festhalten an dem einen Fehler am Ende das ganze Lied. Das passierte mir bestimmt über 20 Mal hintereinander, bis ich beschloss, dass es ab sofort egal sein würde, wenn ich mich verspiele. Vergeigte ich einen Ton, war das egal. Anstatt mich zu ärgern, versuchte ich einfach den nächsten Ton zu treffen. Und als ich das verinnerlichte, stellte ich fest, das ich so viel schneller lerne und auch viel bessere Ergebnisse erziele. Fehler zu analysieren, damit man sie zukünftig vermeiden kann, ist wichtig. Sich darüber zu ärgern, ohne an der Lösung zu arbeiten ist hingegen Schwachsinn.

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Wenn man verkopft an eine Sache herangeht kommt nur Mist dabei rum

Diese Erkenntnis hat mich ein kleinwenig an mein Sexzember Experiment erinnert. Da musste ich ja auch schon feststellen, dass wenn man richtig guten Sex haben möchte, aufhören muss zu denken und anfangen muss zu fühlen. Das ist beim Musik machen auch nicht anders. Immer wenn ich versucht habe, darüber nachzudenken, mit welchem Finger ich jetzt welche Taste drücken muss, habe ich nur Mist fabriziert. Habe ich es einfach fließen lassen, ging es wie von allein. Es ist so, wie wenn du eine Fremdsprache hörst, und plötzlich jedes Wort bewusst in deinem Kopf zu übersetzen versuchst, anstatt einfach zuzuhören und dann zu antworten. Ich musste auch feststellen, dass ich kein Lied spielen kann, während ich gedanklich bei etwas völlig anderem bin. Ich muss aufmerksam sein. Im Prinzip ist es eine perfekte Achtsamkeitsübung. 

Pausen sind wichtig

Was streicht man als erstes, wenn man im Hustle Modus ist? Die Pausen, genau. Doch das ist völlig idiotisch. Denn die Pausen sind mindestens genauso wichtig für unseren Erfolg, wie unsere Übungseinheiten. Das hat sich auch beim Keyboard üben wieder gezeigt. An manchen Tagen, wollte das mit der Fingerkoordination einfach nicht so klappen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich habe es probiert und probiert, aber es hat einfach nicht geklappt. Auch, wenn ich es unbedingt können wollte, beschloss ich, dass das beste in dieser Situation wohl eine Pause sei. Als ich mich zwei Tage später wieder an das Lied setzte, klappte die schwierige Stelle auf Anhieb, es brauchte einfach seine Zeit, bis mein Hirn die Tastenfolge umsetzen konnte.

Übung macht den Meister

Wenn ich Meisterpianist werden will, dann fehlen mir nach diesen 30 Tagen, nur noch 9977 Stunden. Ja, richtig gehört, insgesamt 10.000 Übungsstunden braucht man, um meisterhaft in einer Disziplin zu sein. Das bedeutet, wenn ich täglich 2 Stunden übe, dann bin ich ungefähr in ungefähr 13 Jahren vielleicht so gut, wie ein richtig guter Pianist. Wahnsinn, oder? Das ist der Punkt, den wir ganz oft nicht sehen wollen. Wir sehen immer nur die Spitze des Eisbergs, aber nicht das was unter dem Wasser liegt. Etwas richtig gut zu können braucht seine Zeit, auch wenn wir ungeduldig sind. Und deshalb sollte dir nicht nur das Erreichen des Ziels Freude bereiten, sondern auch der Weg dahin mit all seinen Zwischenzielen. Mein Ziel ist es irgendwann tatsächlich Bellas Lullaby spielen zu können, aber bis dahin freue ich mich über jede neue Melodie, die ich lernen werde. 

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Unsere Taten sagen so viel mehr als unsere Worte

Ich habe mir lange Zeit gewünscht, dass meine Kinder ein Instrument spielen. Doch mit meinem Vorschlag sie in der Musikschule anzumelden stieß ich immer auf taube Ohren. Hätte ich für jedes “nein darauf habe ich keine Lust” 1€ bekommen, könnte ich die gesamten Sommerferien bequem in einem schicken Hotel am Mittelmeer verbringen. Sie ließen sich, von der Idee Musik zu machen, einfach nicht begeistern. Doch als ich selbst anfing Keyboard zu spielen, wollten sie unbedingt mitmachen. Und so kam es, dass ich mein Selbstexperiment nicht alleine machte, sondern gemeinsam mit meinen Kindern. Und das war ziemlich cool. Ich habe sie weder dazu aufgefordert mitzumachen, noch habe ich sie ans üben erinnert. Alles was ich tun musste, war selbst zu spielen. Was meine Überzeugung wieder gestärkt hat, dass wir von unseren Kindern nichts verlangen sollten, was wir selbst nicht bereit sind zu liefern. 

So das waren meine 10 Dinge, die ich beim Klavier spielen gelernt habe, mal ganz abgesehen vom Klavier spielen. Vielleicht hast du ja jetzt auch Lust bekommen ein Instrument zu spielen? Wenn du Fragen zu dem Experiment hast, schreibe mir gerne eine Mail.

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