Hast du dich mal gefragt, was von dem, was du tust, wirklich wichtig ist? Ich finde es sehr schwer, diese Frage zu beantworten. Was hauptsächlich daran liegt, dass man sie nur rückblickend beantworten kann. Zum Beispiel meine Fehlgeburt 2018. Vor vier Jahren hätte ich sie niemals als wichtig bezeichnet. Sondern einfach nur als schrecklichstes Erlebnis ever. Heute bin ich der Meinung, sie war eins der wichtigsten Erlebnisse überhaupt. Da ich jetzt weiß, was sich durch all den Schmerz geändert hat. In Hinblick auf die Selbstexperimente habe ich jetzt drei rausgesucht, bei denen ich schon jetzt das Gefühl habe, dass sie auf völlig unterschiedlichen Ebenen wichtig für mein Leben waren.
1. Das 30 Tage Sexexperiment (Partnerschaft)
Bei dem Sexzember Experiment wollte ich herauszufinden, ob täglicher Sex gegen Mental Load hilft. Eine Schnapsidee, die nicht nur mehr Sex in mein Leben brachte, sondern meine Beziehung noch mal deutlich verbesserte. Die Details zu dem Experiment kannst du hier nachlesen. An dieser Stelle möchte ich nur darauf eingehen, warum dieses Experiment so wichtig für mich war.
Das Sex-Experiment war wichtig, weil ich gelernt habe, dass Problemlösungen nicht immer ernst sein müssen. Manche Dinge lassen sich tatsächlich auf leichte, lustige, vielleicht auch absurde Art lösen. Zwar nicht alle mit Sex, doch bei meinem Mental Load Problem war er indirekt doch die Lösung. Denn einerseits war ich durch den vielen Sex tatsächlich sehr entspannt und hatte generell einfach weniger Kopfkino. Andererseits hat mein Mann in der Zeit auch viel mehr mitgeholfen und dadurch hatte ich auch einfach weniger um die Ohren. Es war irgendwie ein völlig anderes Miteinander. Wir waren viel achtsamer und konnten unsere und die Bedürfnisse des anderen noch mal viel besser wahrnehmen. Und das ganz ohne Küchenmeetings und krasse Planung, sondern einfach nur indem wir beschlossen haben, dass WIR wichtig sind.
Der zweite Grund, warum dieses Selbstexperiment so wichtig war, ist, dass ich gelernt habe, dass man sich immer wieder in dieselbe Person verlieben kann. Und das auch nach über 15 Jahren Beziehung. Ich bin ein großer Film von Liebesfilmen, was vor allem daran liegt, dass ich das Gefühl des Verliebtseins mag. Und jedes Mal, wenn sich zwei Menschen auf der Leinwand verlieben, verlieb ich mich für einen kurzen Moment mit. Vor diesem Experiment dachte ich, dass ich dieses Gefühl nur noch beim Lesen bzw. beim Film schauen erleben würde, aber nicht mehr im realen Leben. Denn da hatte ich den krassesten Wirbelsturm an Gefühlen bereits mit Anfang 20 erlebt. Und ich dachte wirklich, dass sich Liebe und Verliebtsein einander ausschließen müssen. Das Selbstexperiment hat mir jedoch gezeigt, dass beides gleichzeitig geht und das war unglaublich schön
Der Suppenmittwoch (Freundschaft/ Wir-Gefühl)
In den vergangenen Jahren habe ich oft gesagt, dass ich gern öfters unsere Freunde sehen würde. Und das ich auch gern unter der Woche zusammen mit ihnen zusammen essen. Ich wollte dieses Dorf, von dem jeder immer sprach, das gefühlt, aber niemand hatte.
Nach dem 100ten Gespräch über das fehlende Dorf kam ich auf die Idee mit dem Suppenmittwoch. Ein Tag in der Woche, an dem jeder, der mag, einfach vorbeikommen kann, um mit uns zu essen. Zugegebenermaßen hatte ich Bedenken, weil mein Alltag gefühlt sowieso schon immer voll ist.
Doch schon bereits nach dem ersten Suppenmittwoch wusste ich, es war eine meiner besten Ideen, in dem Jahr jeden Mittwoch zwischen 17:30 und 19:30Uhr Suppe und Waffeln anzubieten. Denn anstatt Mehrarbeit ist dieser Tag eine absolute Wohltat für die Seele. Es ist eine Erleichterung für alle. Und abends gehen alle mit einem großen Grinsen im Gesicht ins Bett. Einfach ein herrliches Ritual zum Herunterkommen.
Keyboard spielen (Selbstwirksamkeit)
Ich habe jahrelang davon gesprochen, wie cool es wäre, wenn ich „River flows in you“ auf dem Klavier spielen könnte. Schon als Kind träumte ich davon, Klavier zu spielen. Und als ich Twilight sah, wusste ich, ich will genau dieses Lied spielen können. Doch anstatt den Hintern hochzubekommen und zu schauen, wie ich diesen Traum verwirklichen konnte, tat ich nichts. Viel zu schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, erschien mir der Weg dorthin. Ich hatte weder ein Instrument, noch konnte ich Noten lesen. Ganz zu schweigen von meinem fehlenden Talent. Wie sollte jemand, der noch nicht einmal im Rhythmus klatschen konnte, Keyboard spielen?
Als ich im Frühjahr 2022 dieses Experiment startete, dachte ich nicht im Traum daran, dass es wirklich funktioniert. Und selbst als ich die ersten Lieder spielen konnte, war „River flows in you“ noch kilometerweit entfernte Utopie. Ich versuchte es noch nicht einmal. Bis vor ein paar Wochen, als ich gelangweilt auf der Couch lag und mich fragte, was ich tun könnte, damit ich mich besser fühlte.
Ich beschloss, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt war, um meinen Traum anzugehen. Ich schnappte mir mein Keyboard, suchte die Noten und fing an zu üben. Und was soll ich sagen, mittlerweile kann ich die Anfängerversion davon tatsächlich spielen. Dieses Lied spielen zu können, war ein absoluter BOOM Moment in meinem Leben. Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich meine eigene Grenze bin. Nachdem ich es geschafft hatte, fragte ich mich sofort, was sonst noch alles möglich ist. Zu wissen, dass Dinge, die ich für unmöglich hielt, nicht unmöglich sind, hat einen völlig neuen Raum eröffnet.