Buchclub „Mutig nicht perfekt“

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Ich liebe Bücher von und über mutige Frauen. Dieses hier habe ich zufällig auf einem feministischen Literaturblog entdeckt. Die Autorin kannte ich nicht, aber der Titel hat mich direkt angesprochen. Denn ich möchte mein Leben genauso leben, mutig und nicht perfekt. Spannend fand ich auch den Untertitel: “Warum Jungen scheitern dürfen und Mädchen alles richtig machen müssen”. Seit ich Kinder habe, beobachte immer wieder, dass Jungs und Mädchen (meist völlig unbeabsichtigt) anders behandelt werden. Und ich hasse es. Diese alten Rollenklischees, sitzen jedoch so tief in uns, dass wir alle ab und zu, ohne es zu wollen, selbst eins erfüllen. Zumindest ich. Dabei wünsche mir eine Welt, in der alle auf ihre Art mutig sind und es für jeden Mensch, ganz unabhängig vom Geschlecht, ok ist zu scheitern.  

Was ich mir von diesem Buch erwartet habe?

Ich glaube in erster Linie eine mutmachende Geschichte, die ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen kann, wenn mein eigener Perfektionismus mal wieder die Überhand gewinnt. Andererseits erhoffte ich mir auch, auf “blinde Flecken” hinsichtlich Mut/Scheitern/Perfektion aufmerksam gemacht zu werden. 

Worum geht’s?

In “Mutig nicht perfekt” geht es um unsere Perfektionskultur, die vor allem uns Frauen von Kindheitstagen an begleitet. Während Jungs schon früh lernen Risiken einzugehen, werden Mädchen dazu angespornt möglichst alle Fehler zu vermeiden. Das Ergebnis dieser Fehlervermeidungsstrategie: perfektionistische Ja- Sager Frauen, die gefallen wollen. Doch wie werden wir den einmal antrainierten Perfektionismus wieder los? Die Antwort, wie der Titel schon vermuten lässt, ist Mut.

Eben dieser lässt uns unser Potenzial voll ausleben und macht dem Perfektionismus den Garaus. „Mut hingegen bereichert Ihr Leben genau an dem Punkt, an dem Perfektionismus Ihnen einst etwas wegnehmen wollte.“ In ihrem Buch deckt Reshma Saujani die unterschiedlichsten Mythen rund um den Perfektionismus auf und zeigt praxisnahe Wege, wie wir ihn loswerden.  Doch nicht nur das, sie erzählt darin auch ihre eigene inspirierende Geschichte hinsichtlich Mut und Perfektion sowie viele andere echte Geschichten von anderen Frauen. Und jede einzelne dieser Geschichten zeigt einem “Du bist nicht allein” und das tut unglaublich gut.

Was ich aus “Mutig nicht perfekt” mitnehme

  • Wer lernt, mutig zu sein, trainiert auch seine Resilienz gegenüber Fehlern und Scheitern.
  • Konflikte und Rückschläge in der Kindheit sind gut, denn sie helfen uns dabei im Erwachsenenalter besser mit echter Kritik umzugehen.
  • Perfektion bringt neue Perfektion. Wenn wir für Perfektion gelobt werden, streben wir das gleiche Verhalten beim nächsten Mal wieder an. 
  • Es gibt ein statisches und ein dynamisches Selbstbild. Eine Person mit einem statischen Selbstbild glaubt, dass ihre Fähigkeiten angeboren sind und nicht veränderbar. Das Glaubenssystem des dynamischen Selbstbilds geht davon aus, dass Fähigkeiten erlernt werden können und sich entwickeln, wenn man sich bemüht. Unabhängig von Begabung und Talenten. Mädchen sind anfälliger für ein statisches Selbstbild als Jungen. Nach Forschungsergebnissen liegt das vor allem daran, dass Eltern und Lehrer Jungs weniger für das Ergebnis und mehr für den Lernprozess loben. Sie werden fürs Ausprobieren verschiedener Lösungen, fürs dranbleiben und fürs sich verbessern gelobt. Mädchen bekommen dieses prozessbegleitende Loben seltener
  • Es wird übrigens niemand wird mit einem statischen Selbstbild geboren. Der Wunsch zu lernen und über uns hinauszuwachsen ist in uns allen verankert. Sonst hätten wir wohl nie angefangen zu laufen. Erst wenn ein Kind mit der Selbstbewertung beginnt entwickeln sich Ängste vor Herausforderungen. Doch das können wir uns als Erwachsene mit unseren Mutmuskeln wieder abtrainieren.

  • Perfektionsdruck kommt nicht allein durch die Erziehung. Die kulturellen Normen sind sehr tief in uns verwurzelt und es ist schwer sich davon zu befreien.
  • Wenn die Vorbilder für Selbstermächtigung überlebensgroß sind können auch positive Botschaften wie “Du kannst alles tun und sein, was du willst” können sich negativ auswirken. In dem sie als “Du musst alles tun und sein, was nur möglich ist.” verstanden werden.
  • Je mehr Prinzessinnenfilme ein Mädchen sich anschaut und je mehr sie mit Prinzessinnen spielt, desto stärker entwickelt sie stereotypisches weibliches Verhalten. → Fand ich sehr erschreckend. 
  • Kinder orientieren sich an dem was sie sehen und auch an dem was sie nicht sehen. “Du wirst nicht zu dem, was du nie siehst.” Marian Wright Edelman (S. 60) 
  • Für Verhaltensweisen für die wir als Mädchen gelobt wurden, müssen wir als Erwachsene zahlen. Denn Nettsein verschafft uns keine einflussreichen Jobs und auch keine Gehaltsverhandlungen. Die übertriebene Zuvorkommenheit führt zu Lebensumständen, die uns benachteiligen.
  • Gegen eine gnadenlose Verurteilung schützt einen keine Perfektion, sondern nur eine mutige innere Haltung.
  • Erschreckenderweise beschäftigt sich eine Frau durchschnittlich 127 Std/Jahr mit ihrem Gewicht. Diese Besessenheit kostet uns am Ende ein ganzes Jahr Lebenszeit.

  • Wir sollten anstreben unser bestes zu geben, statt die Beste sein zu wollen. Denn wenn wir die Beste sein wollen, dann gibt es nur gewinnen oder verlieren, aber nichts dazwischen.
  • Am erfolgreichsten sind Menschen, die nicht perfektionistisch sind. Denn Perfektionismus lässt uns zu lange nachdenken und abwägen. Selbst Chirurgen sind besser keine Perfektionisten, denn wenn sie zu lange nachdenken könnte ihr Patient schon verblutet sein.
  • Wenn man krampfhaft versucht alles leicht aussehen zu lassen und das Gefühl hat es müsste immer so wirken als hätte man alles im Griff, verliert man die Fähigkeit nach Hilfe zu fragen.
  • Perfektion ist langweilig und Mut ist ansteckend. Wenn sich eine Frau erhebt inspiriert das viele andere Frauen das Gleiche zu tun.
  • Mut ist eine sehr persönliche Sache. Der Mut des einen ist die Komfortzone des anderen.

Strategien, um deinen Mut zu trainieren:

  • Um mutig sein zu könne, müssen deine eigenen Akkus voll sein. Achte auf dich!
  • Mach aus “nicht”  ein “noch nicht”
  • Verlasse immer wieder deine Komfortzone
  • Frag dich, wovor hast du mehr Angst? Hast du mehr Angst etwas zu tun oder hast du mehr Angst davor, wenn alles so bleibt?
  • Betrachte dich selbst mit etwas Abstand und gib dir selbst einen Rat. So wie du es für deine Freundinnen auch tun würdest.
  • Stell dir täglich eine Mut Aufgabe

Meine Lieblingszitate:

„Wenn Perfektion unser Maßstab ist, dann wird es für uns niemals „Erfolg“ geben können, denn dann wird nichts, was wir tun, jemals ausreichen.“ S.17

“Ob unser Leben kleiner wird oder größer, steht in direktem Verhältnis zu unserem Mut” Anais Nin. S. 22

“Aus Ja-Sager Mädchen werden Frauen, die nie Nein sagen können, die gefangen sind in einem endlosen Kreislauf, der sie zwingt, anderen- und sich selbst- ihren Wert immer wieder aufs Neue beweisen zu müssen, indem sie selbstlos sind, zuvorkommend und liebenswürdig” S. 32

“Wenn wir mutig sind statt perfekt, dann wird unser Leben nicht nur so wirken, als wäre es gut, es wird wahrhaftig sein, freudvoll, überraschend und ganz uns selbst gehören.” S. 68

“Mut hat so viele Gesichter, und sie sind alle wertvoll und wichtig. Jede Art von Mut ist wichtig, weil man durchs Mutigsein immer mutiger wird. Unser Mut Muskel wird durch jede Tat gestärkt, egal ob groß oder klein.” S. 110

“Trau dich, in einer Welt voller Prinzessinnen ein Hotdog zu sein” S. 110

“…Wer mutig ist, kann sich selbst mit all seinen Mängeln erkennen und diese annehmen, ohne sich dauernd dafür schämen zu müssen. Mut macht es möglich, dass wir uns über die schönen Dinge freuen können, die einem anderen widerfahren, selbst wenn sie mit uns nichts zu tun haben.” Esther Perel S.123

“Sind wir mutig, können wir erkennen, dass unser herrlich chaotisches, fehlerhaftes Ich in Wirklichkeit der Inbegriff der Perfektion ist.” S. 126

“Wenn Perfektion nicht das Ziel ist, dann ist ein Rückschlag nicht das Ende” S.139

 

Über die Autorin

Die Bestseller Autorin Reshma Saujani geboren 1975, war die erste indisch-amerikanische Frau, die 2010 für den US-amerikanischen Kongress kandidierte. Ihrer Meinung nach, war diese Kandidatur das Mutigste, was sie bis zu diesem Zeitpunkt in ihrem Erwachsenenleben getan hat. Heute ist die New Yorkerin Gründerin und CEO der gemeinnützigen Organisation „Girls Who Code“ und Autorin von mehreren Bestsellern. Mit ihrem aktuellstes Buch “Pay up- the future of women and work” ruft Saujani zur Veränderung in der Arbeitswelt auf und skizziert 4 Schritte, wie dies gelingen kann.

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