Buchclub „Who cares“

Corinna Mamok, Who Cares, Buchclub,

Buchclub “Who cares” von Mirna Funk

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Für Wen?

Dieses Buch lege ich wirklich allen Menschen ans Herz. Insbesondere Menschen, die sich mit Themen wie Feminismus, Gleichberechtigung und Muttersein beschäftigen. Denn Mirna Funk bringt mit ihrer eigenen Sichtweise frischen Wind in die Debatte und vertritt eine Meinung, die auch unbedingt Gehör finden darf und muss.

Worum geht ’s?

“Who cares! Von der Freiheit, Frau zu sein.” ist ein empowerndes Sachbuch, welches Frauen dazu ermutigt ihre bereits existierende Freiheit zu leben. Anders als andere Feministinnen schimpft Mirna Funk nicht auf das Patriarchat, sondern bestärkt Frauen darin sich selbst zu ermächtigen und sich das Leben zu erschaffen, das sie möchten.

In den sechs Essays über Liebe, Sex, Kinder, Geld, Karriere und Körper verwebt die Bestseller Autorin philosophische Thesen mit ihrer eigenen Geschichte und ruft zum Handeln auf. Ihre Meinung unterscheidet sich in vielen Bereichen, von denen des Mainstreams und das macht dieses kurzweilige Buch auch so herrlich erfrischend. 

Meine drei Learnings

1) Muttersein kann auch “pragmatisch, unaufgeregt und dramafrei” sein

Auf das Kapitel “Kinder” habe ich mich ganz besonders gefreut. Denn die Art, wie sich Mirna Funk als alleinerziehende Mutter über ihre Rolle äußert, ist anders als das, was man sonst so wahrnimmt. Sie spricht weder von Mental Load noch von Carearbeit, für sie ist ihre Tochter einfach ein Wunder und alles was mit dem Mutterdasein zusammenhängt normal. 

Auch Schwangersein war für sie kein Ausnahmezustand. Sie aß weiter Sushi und trat im siebten Monat eine neue Vollzeitstelle an. Sie selbst beschreibt ihren Zugang zu ihrer Mutterrolle als “pragmatisch, unaufgeregt und dramafrei”. Während ich oft das Gefühl hatte, meine Rolle als Mutter stürzt mich in eine Art Identitätskrise, beschreibt Mirna ihre Mutterrolle als Ergänzung ihrer Identität. Und das finde ich unfassbar schön. 

Ich glaube, dass Mirna Funk ihre Mutterrolle so anders wahrgenommen hat, weil sie anders als viele anderen einfach Frau geblieben ist. Sie hat ihre Mutterrolle integriert, anstatt ein neues Leben um das Baby drumherum zu bauen. Das ist auch etwas, dass ich heute definitiv anders machen würde als vor 10 Jahren. Doch ich war vom Mindset einfach nicht so weit. Mir fehlte, die Selbstsicherheit, der Weitblick und vor allem auch die Klarheit. Das sind auch Punkte, an denen ich heute immer noch arbeite. Besonders an der Klarheit, denn wäre ich mir, klarer über das was ich will und würde klarer kommunizieren, wäre vieles leichter. 

Dieses Kapitel hat mich aber auch noch mal dazu gebracht, über Carearbeit nachzudenken. Und die Frage, die ich Alexandra Zykunov bei ihrer Lesung von “Wir sind doch alle längst gleichberechtigt” gestellt habe. Der Punkt, der mich da sehr frustriert hat, war, dass das System schuld sein soll, wir das System aber allein nicht ändern können. Mirna Funk hingegen ist der Meinung, dass wir es selbst in der Hand haben. Sie ruft dazu auf, selbst aktiv zu werden und es durchzuziehen. 

Die beiden Bücher hintereinander zu lesen war spannend für mich, weil es mir gezeigt hat, dass meine Meinung über Carearbeit irgendwie flexibel ist. Ich fand Mirna Funks Argumentation genauso logisch und sinnvoll, wie die Zahlen, Daten und Fakten aus Alexandra Zykunovs Buch. Wobei mir “Who cares” beim Lesen ein besseres Gefühl gegeben hat. Es spornt einen an ins Handeln zu kommen und das finde ich gut.

2) Wir sind alle “autarke, unabhängige Wesen, mit einer eigenen Geschichte, nervigen Wünschen, irren Werten und cuten Wiederholungszwängen”
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Das Essay über die Liebe mag ich sehr gern. Angefangen bei Plantons Symbiose Geschichte über die Kugelwesen bis hin zu Bubers Beziehungsformen der Begegnung und Vergegnung. Dazu Mirna Funks eigene Geschichte und Gedanken. Ein perfect match. Ich mag ihre Ansicht, dass wir alle autarke unabhängige Wesen sind und auch in Beziehungen solche bleiben sollten. 

Den anderen wegen seines Andersseins zu lieben klingt in meinen Ohren auch viel besser als sich selbst in dem anderen finden zu wollen. Dieses Essay hat mich daran erinnert, wie wichtig es ist, unser persönliches Glück und unsere Erfüllung nicht von einem anderen abhängig zu machen und nicht zu erwarten, dass uns jemand anderes vervollständigt. Das ist ganz allein unsere eigene Aufgabe.

3) Karriere ist mehr als die Spitze des Eisbergs

Wer heute das erste Mal mit Mirna Funk in Berührung kommt, wird wahrscheinlich direkt den  Erfolg der Autorin bewundern. Bestsellerautorin, Kolumnistin für die Cosmopolitan, Master in Philosophie, Gast Dozentin am Literaturinstitut Hildesheim. Alles Titel, die nach Erfolg klingen. Doch noch viel krasser als ihre ganzen Titel ist ihr Weg dorthin. Da ich ihn unglaublich inspirierend finde, möchte ich ihn hier kurz skizzieren. 

Mit 17 Jahren der erste eigene Job in einer Bar und die erste eigene Wohnung. Mit 20 Jahren ein mittelmäßiges Abitur und ein geplatzter Traum vom Philosophiestudiums. Danach Kommunikationsmanagement Studium und studentische Aushilfsjobs in Agenturen. Es folgte ein Wechsel zwischen Festanstellung und freier Beratungsarbeit, der mit der Finanzkrise 08/09 in Hartz IV endete. 

Mit Ende zwanzig kam dann der Neuanfang. Sie begann ihr Philosophiestudium, arbeitete als studentische Aushilfe und fing nebenbei an zu schreiben. Zuerst Kurzgeschichten und dann mit Anfang dreißig ihren ersten Roman. Doch auch nach diesen Erfolgen musste sie zunächst weiter in einer Festanstellung arbeiten. Vom Schreiben leben zu können ist eben kein Spaziergang. Und heute ist sie Bestsellerautorin. 

Mirna Funks Karrierestory beweist, dass das was nach Außen immer so shiny shiny aussieht, in Wahrheit meist ganz viel Arbeit ist. Einer meiner Lieblingspassagen aus dem Kapitel “Karriere ist nichts anderes, als weiterzumachen, obwohl man sich sicher ist, man hätte das Ende seiner Fähigkeiten erreicht. Und irgendwann wird aus dieser Art des Weitermachens die eigentliche Karriere, und man begreift plötzlich, dass das Ende nicht kommt, solange man nicht aufgibt.” Ich finde diese Sätze so inspirierend.

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Persönliches Leseerlebnis

“Who cares” hat mich wirklich überrascht. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber irgendwie war ich darauf gefasst, dass mich dieses Buch auf ungeahnte Art und Weise stark triggern würde. Stattdessen hat es mir Mut gemacht und mir das Gefühl gegeben, dass ich mein Leben in der Hand habe und kein Opfer des Systems bin. Die sechs kleinen Essays über Karriere, Liebe, Sex, Geld, Kinder, Körper habe ich regelrecht verschlungen und am Ende habe ich nach mehr gelechzt. 

Meine Lieblingskapitel sind die über Liebe und das Muttersein. Ich fand Mirna Funks Gedanken so erfrischend und auf den Punkt gebracht, dass ich mir gewünscht hätte, das Buch wäre doppelt so lang. Ich mag ihren Schreibstil und die Mischung aus philosophischen Thesen und ihrer persönlichen Geschichte. Und auch wenn ich nicht alles, was sie schreibt, nachvollziehen kann, liebe ich das Gefühl von Selbstermächtigung, dass sie ihren LeserInnen vermittelt. Statt auf irgendein System zu verweisen, dass an allem Schuld ist, bringt Mirna Funk ihre LeserInnen dazu sich an die eigene Nase zu fassen.

Über die Autorin

“Mirna Funk ist genervt von den Debatten um Care-Arbeit, Mental Load und Geschlechterungleichheit. Denn selbstbestimmte eigenständige Frauen warten nicht darauf, dass jemand gesellschaftliche Strukturen für sie ändert, und stilisieren sich nicht zu Opfern. Sie handeln und ziehen es durch!” BOOM. Ich finde, diese zwei Sätze aus ihrem Autorenkasten in “Who Cares” vermitteln einen ersten Eindruck wie die Bestsellerautorin tickt. Sie ist anders als andere. 

Neben ihren Romanen “Winternähe” und “Zwischen Du und Ich” schreibt sie als freie Journalistin u. a. für die “FAZ” und “Die Zeit” und hat eine Sexkolumne in der Cosmopolitan. Zusätzlich ist die studierte Philosophin Dozentin am Literaturinstitut Hildesheim.  Ich persönlich habe Mirna Funk in meinem Kopf unter “haltungsstark”, “erfrischend” und “kontrastreich” abgespeichert. Eine Frau mit Ecken und Kanten, die ich für ihre Arbeit sehr schätze.

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