Von der Finanznull zur Aktionärin in 30 Tagen

Mein Mai Selbstexperiment: In 30 Tagen von der Finanznull zur Aktionärin

Die "Augen zu" Finanzstrategie

Kennst du das, wenn kleine Kinder Verstecken spielen und sich einfach die Augen zu halten, anstatt sich wirklich zu verstecken? Irgendwie scheinen sie zu denken, dass, wenn sie niemanden mehr sehen, dass andere sie dann auch nicht mehr sehen können. So in der Art sah meine Strategie in Sachen Finanzen und Altersvorsorge aus. Einfach Augen zu und so tun, als wäre ich nicht da. Wer braucht schon eine Finanzstrategie? Leider jeder. Und im Prinzip wusste ich das auch, aber ich hatte schreckliche Angst davor. Aus dem Grund wurde ich zur Meisterin der Verdrängung und versuchte mich immer mit „Ich habe ja noch Zeit“ von der Realität abzulenken. Blöd nur, wenn einen dieses ungute Gefühl auf Schritt und Tritt verfolgt und einen immer wieder daran erinnert, dass man eigentlich schon viel zu spät dran ist.

Ist ein ETF Sparplan sexy

Im Mai hatte ich keine Lust mehr darauf, vor diesem Gefühl wegzulaufen. Ich war bereit, dem Finanzmonster in die Augen zu schauen und Eigenverantwortung zu übernehmen. Mein Ziel war es, innerhalb von 30 Tagen so viel Wissen und Selbstvertrauen zu gewinnen, dass ich am Ende Aktionärin sein würde. Also investierte ich täglich eine Stunde in meine finanzielle Bildung. Und das, obwohl ich überzeugt davon war, dass ich dabei jeden Moment an Langeweile sterben könnte. Doch das Gegenteil war der Fall. Mich mit meinen Finanzen zu befassen machte wider erwartend Spaß und fühlte sich irgendwie sexy an. An dem Abend, an dem ich mein ersten ETF Sparplan eingerichtet habe, habe ich mich so unglaublich erwachsenen gefühlt (und auch irgendwie heiß), ich kann es dir gar nicht sagen. Es hatte was von Selbstermächtigung. Und das war extrem cool.

Falls du auch eher jemand bist, der vor der Finanzwelt bisher die Augen verschlossen hat, will ich dich an dieser Stelle dazu ermutigen, dich auch damit zu beschäftigen. Es ist auch wirklich nicht schwer. Versprochen. Behalte aber bitte bei allem, was du im Folgenden liest im Kopf, dass ich kein Finanzexpertin bin. Ich gebe lediglich wieder, was ich für mich in den letzten 30 Tagen gelernt habe. Ich erzähle dir deshalb von meinem Experiment, weil ich zu Beginn wie der berühmte Ochse vor dem Berg stand und ich will, das es für dich einfacher wird. Deshalb erzähle ich dir hier, wie ich vorgegangen bin und welche Informationsquellen ich genutzt habe.

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Erste Schritte in Richtung Aktionärin

In der ersten Woche meines Experiments ging es darum, mir einen Überblick zu verschaffen. Wo stehe ich aktuell? Wo will ich hin? Wie sieht mein Moneymindset aus? Wo und wie will ich mich informieren? 

Haushaltsbuch

Als ersten Umsetzungsschritt habe ich angefangen, ein digitales Haushaltsbuch (monefy pro app) zu führen. Denn bevor ich mich damit auseinandersetzen konnte, wie ich zukünftig investiere, musste ich erst einmal schauen, wie viel überhaupt vorhanden ist. Experten empfehlen, mindestens 3 Monate lang alle Ausgaben und Einnahmen zu tracken. So bekommt man einen Überblick über sein eigenes Verhalten. Da ich keine 3 Monate bis zum nächsten Schritt warten wollte, habe ich das Haushaltsbuch rückwirkend geführt. Das hat gut funktioniert, da ich bis aufs Eis beim Eismann wirklich alles mit Karte zahle.

50/30/20 Regel

Nachdem ich wusste, wo mein Geld bisher hinfloss, habe ich angefangen, mir zu überlegen, ob bzw. wo ich noch Einsparpotenzial habe und wie viel ich zukünftig sparen möchte. Ich habe z.B. festgestellt, dass ich zukünftig weniger Spontankäufe tätigen will und meine relativ hohen Lebensmittelkosten senken möchte. Als Nächstes habe ich geschaut, wie meine aktuelle Finanzsituation zur 50/30/20 Regel passt. Nach dieser Regel sollte man sein Einkommen wie folgt budgetieren: 50% für Grundausgaben, 30% für Lifestyle und 20% für Schuldentilgung & Geldanlage. Dabei ist eine  20% Sparrate ein guter Wert, um sich ein finanzielles Polster aufzubauen. Weniger als 10% sollte es nicht sein. Damit man diese Sparrate leichter erreicht, empfehlen Experten das 3 Kontenmodell: 

1 Girokonto/Konsumkonto

1 Notgroschen-Konto/Tagesgeldkonto mit 3-4 Monatsgehältern 

1 Vermögenskonto/Depot.

Informationsbeschaffung

Nachdem ich diese vorbereiteten Maßnahmen getroffen hatte, ging es ganz gezielt darum, welche Informationsquellen ich für das Experiment nutzen möchte. Ich habe mich für einen Mix aus Bücher, Magazinen, Podcasts und einem Onlinekurs entschieden. Ich stehe einfach auf Abwechslung, und wenn ich an einem Tag mal kein Bock hatte, was zu lesen, dann habe ich in einen Podcast reingehört. Den Onlinekurs hatte ich bereits letztes Jahr gekauft, Plan war eigentlich, ihn gemeinsam mit meinem Mann zu machen, aber dazu kam es irgendwie nie. 

Meine Infoquellen:

Blogs, Bücher & Magazine
Podcast
Instagram

Wissen anwenden

Nachdem in der ersten Phase des Experiments hauptsächlich Wissen angesammelt wurde, ging es in der zweiten Phase darum, dieses Wissen auch anzuwenden.  

Anlagestrategie entwickeln

Bei dem Thema Anlagestrategie hätte ich mich am liebsten wieder für einen kurzen Moment totgestellt. Drohende Langeweile gepaart mit Angst machten das Thema nicht gerade attraktiv für mich. Doch um nicht völlig planlos das Thema Börse anzugehen, braucht es auch eine Strategie. Ich will an dieser Stelle gar nicht auf die einzelnen Strategien wie Value-Investing, Growth-Investing oder Dividenstrategie eingehen, sondern einfach nur sagen, dass es sinnvoll ist, sich damit auseinanderzusetzen. Was für wen passt, muss sowieso jeder für sich ausmachen. Ein hilfreicher Tipp fand ich allerdings, dass bei der Strategie nicht zwangsläufig um entweder/oder geht, sondern vielmehr um ein sowohl als auch. Denn eine gewisse Diversifikation schützt am Ende vor einer Underperformance der verschiedenen Faktoren.

Musterdepot eröffnen

Nachdem ich mein Musterdepot eröffnet hatte, habe ich mich gefragt, warum ich nicht früher bei den Aktienplanspielen in der Schule mitgemacht habe. Es hat ein bisschen was von Trockenschwimmübungen für die Börse, aber in lustig. Da mir relativ schnell klar war, dass meine erste Investition an der Börse ein ETF Sparplan sein wird und keine Einzelaktienkäufe, wollte ich wenigstens mal üben. Ich wollte ein Gefühl für die Börse bekommen und dafür ist ein Musterdepot herrlich. Hier kann man auch schon mal schauen, wie es sich anfühlt, wenn der Börsenkurs sich anders entwickelt als erhofft. Eröffnen kann man so ein Musterdepot bei unterschiedlichsten Anbietern innerhalb von Minuten. Ich habe mich für onvista entschieden.

Aktiendepot eröffnen

Vor dem Schritt habe ich ehrlich gesagt ein wenig herum geeiert. Ich wollte nichts falsch machen und das hat beinah dazu geführt, dass ich überhaupt kein Depot eröffnet hätte. Zuerst wollte ich alle Bedingungen bis ins kleinste miteinander vergleichen, um ja die richtige Wahl zu treffen. Am Ende habe ich nach Gefühl entschieden. Ich weiß nicht wieso, aber es hat sich richtig angefühlt. Und wenn man sich mal für eine Option entschieden hat, dann geht es auch wirklich ganz schnell. Und schwierig ist es auch nicht. Es geht wirklich nur ums Machen. 

Investieren

Da die Wirtschaftslage aktuell ja durchaus angespannt ist, hat ein Teil meines Hirns behauptet, es sei gerade nicht der richtige Zeitpunkt, um zu investieren. Doch im Laufe der letzten 30 Tage gelernt habe die Investition in Aktien eher als Marathon statt als Sprint zu sehen und somit ist der richtige Zeitpunkt irgendwie immer da. Und am Ende hat es sich trotz unsicherer Wirtschaftslage unglaublich gut angefühlt in meinen ersten ETF Sparplan zu investieren. Für den Anfang habe ich mich für einen ETF entschieden, in dem viele internationale Unternehmen aus der Tech-, Gesundheits- und Finanzbranche drin sind. Einfach um das Risiko breit zu streuen. Infos über die einzelnen ETFs kann man übrigens gut bei justetf.com recherchieren.

Meine 3 Learnings aus 30 Tage finanzielle Bildung

1) Aktien geben dir die Möglichkeit, am wirtschaftlichen Wachstum teilzunehmen
So logisch und trotzdem habe ich es so lange nicht gecheckt. Wenn du als Privatperson in Aktien investierst, bedeutet, dass ja nichts anderes, als das du Unternehmensanteile kaufst und somit Miteigentümer des Unternehmens wirst (wenn auch nur in einem Minianteil). Und wenn das Unternehmen Gewinn macht, wirst du durch ausgeschüttete Dividenden bzw. durch steigende Aktienkurse an diesem Gewinn beteiligt. Das heißt, anstatt darüber zu jammern, dass nur die Unternehmen von der Wirtschaftslage profitieren, solltest du dich fragen, wie du dich daran beteiligen möchtest.
2) Bitte einfach
Ich habe festgestellt, mir persönlich hilft es total, wenn ich für diesen ganzen trockenen Stoff über Aktien in möglichst einfachen Worten und mit Alltagsbeispiele konsumiere. Die Börse habe ich mir einfach wie einen Wochenmarkt vorgestellt. In unterschiedlichen Städten gibt es unterschiedliche Märkte genau wie bei der Börse. In Deutschland gibt es insgesamt acht Börsen. Mit der Frankfurter Börse als Leitbörse. Auf den unterschiedlichen Märkten (Börsen) gibt es dann unterschiedliche Stände (Unternehmen), bei denen man zu unterschiedlichen Preisen einkaufen kann. Wobei der Preis immer von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Gibt es gerade ganz viel Äpfel, weil die Ernte gut war und gerade Apfelsaison ist, wird der Preis dafür niedrig sein. Sind Äpfel jedoch knapp, aber jeder möchte unbedingt welche haben, so wird der Preis steigen. 
3) Gib dem Kind einen Namen

Ist dir schon mal aufgefallen, dass Dinge, die einen Namen haben, nur noch halb so gruselig sind? Ich habe meinem Finanzmonster den Namen Stuart gegeben. Der klingt irgendwie harmlos und niedlich. Und ich habe beschlossen, dass Stuart und ich Freunde werden. 

weitere Quellen

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