Buchclub: "Hallo Glück, dich gibt's ja doch" von Jasmin Böhm
Für wen?
Für alle, die gern mutmachende, inspirierende und vor allem persönliche Geschichten lesen. Es steckt so viel Gefühl und Leben in diesem Buch, dass es einfach nur Spaß macht. Auch für alle Nicht-Fahrradreisen-Fans 🙂
Worum geht's?
“Hallo Glück, dich gibt’s ja doch” ist eine Geschichte übers Leben und der Suche nach dem Glück. Es handelt von der 2800 km langen Fahrradreise von Jasmin und ihrem zweijährigen Sohn Emil. In drei Monaten ging es von Frankfurt nach Südspanien. Auch wenn das Buch von der Fahrradreise der beiden erzählt, ist es alles andere als ein klassischer Reisebericht. Jasmin nimmt ihre LeserInnen auf 320 Seiten mit auf einen sehr persönlichen Trip zu sich selbst. Raus aus dem Hamsterrad als alleinerziehende Mutter mit drei Jobs, rein ins größte Abenteuer ihres bisherigen Leben. Und das mit nur 2500€ Reisebudget. Inspirierend, mutig und augenöffnend.
3 Dinge, an die mich das Buch erinnert hat
1. Das Leben findet JETZT statt!
Oft leben wir unser Leben im Automatikmodus, sodass wir am Ende aus Versehen vergessen zu leben. Jasmins Geschichte hat mich an vielen Stellen wieder daran erinnert, jetzt zu leben und nicht erst morgen. Vor allem ihren Badewannen-Moment, der schließlich der Startschuss für die Reise war, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Ich kenne diese Energie, wenn man so am Boden ist, dass man endlich bereit ist, Entscheidungen zu treffen, die man vielleicht schon viel früher hätte treffen sollen. Und auch die Klarheit und der Mut, die mit solchen Wendepunkten einhergehen. Als ich die Stellen in Jasmins Buch gelesen habe, habe ich mich gefragt, wie ich aktuell meine Entscheidungen treffe? Ob ich wach und mutig bin oder doch im Automatikmodus laufe. Und zugegebenermaßen hat die Antwort darauf etwas gepiekst.
2. Wie viel und was brauche ich wirklich, um zu leben?
Ich denke, viele Menschen werden sich beim Lesen des Buchs zwangsläufig die Frage stellen: Was brauche ich wirklich, um glücklich zu sein? Wie viel materielle Dinge, wie viel Geld, wie viel Luxus? Ich habe auf jeden Fall über diese Fragen nachgedacht. Ich fand es inspirierend, wie Jasmin ohne vorhandene finanzielle Sicherheit und mit so wenig Gepäck die Reise mit Kleinkind gemeistert hat. Auch die Einfachheit dieses Lebens hat mich irgendwie beeindruckt: Fahrrad fahren, Campingplatz finden, Zelt aufbauen, Essen besorgen, einfach sein, schlafen und wieder von vorne. Jasmins Erzählungen haben auf jeden Fall viele Fragezeichen in meinen Kopf gezaubert. Auch was das Thema “Schnelligkeit” im Leben angeht. Muss wirklich alles JETZT sein oder kann man vielleicht entschleunigter leben?
Nachdem ich mir selbst die Frage gestellt habe, wie viel ich brauche, um glücklich zu sein, habe ich meine Kinder danach gefragt, wann sie im letzten Jahr am glücklichsten waren. Ihre Antwort: “Als wir im Urlaub wandern waren und danach ins Meer gesprungen sind” und “Als wir eine Fahrradtour mit Picknick gemacht haben”. Das sind die Dinge, die am Ende eines Jahres in den Köpfen meiner Kinder hängen bleiben. Dinge, die ihre Kindheit prägen. Als Jasmin mir in unserm Gespräch erzählte (ich weiß gerade nicht mehr, ob es auch im Buch steht), dass ihr Sohn während der Tour irgendwann einfach so sagte “Mama, ich bin so glücklich”, bekam ich Gänsehaut und dachte: Ja, genau das ist es. So sollte das Leben sein.
Für mich mitgenommen habe ich, dass ich tatsächlich weniger brauche, um glücklicher zu sein, als ich dachte und dass ich nach und nach alles loslassen will, was ich nicht mehr brauche. Ich will mehr Zeit und mehr Erlebnisse, nicht mehr Dinge.
3. Mein Smartphone Konsum zu hinterfragen!
Zuerst wollte ich an dieser Stelle darüber schreiben, dass mich Jasmins Buch daran erinnert hat, Vertrauen in den Weg zu haben. Trotz Ungewissheit einfach weiterzugehen und darauf zu vertrauen, dass am Ende alles gut wird. Den Punkt nehme ich definitiv aus “Hallo Glück, dich gibt’s ja doch” mit. Doch an dieser Stelle weiter darüber zu schreiben, hat sich nicht richtig angefühlt. Denn ein anderer (wenig spektakulärer) Punkt hat mich einfach mehr bewegt. Sogar so sehr, dass ich ein Selbstexperiment daraus gemacht habe.
In ihrem Buch beschreibt Jasmin, dass sie auf der Reise ihr Smartphone bewusst so wenig wie möglich benutzt hat. Sie wollte im Moment sein und nicht ständig damit beschäftigt sein, alles mit der Welt/Familie/Freunde zu teilen. Zwangsläufig musste ich über mein eigenes Smartphone Verhalten nachdenken und wie sehr es meine Konzentration täglich stört und wie wenig achtsam ich in solchen Momenten bin. Ich stellte fest, dass ich mein Smartphone durchschnittlich 4 Stunden/Tag nutzte. Viel erschreckender fand ich allerdings, dass ich es ca. 108 Mal pro Tag in die Hand nehme. 108 kurze Unterbrechungen. Kein Wunder also, dass ich meine Konzentration zu wünschen übrig ließ.
Um dem entgegenzuwirken, gehe ich in meinem Januar Selbstexperiment sozusagen auf kalten Entzug. Seit dem 01.01. nutze ich mein Smartphone nur noch 15 Min pro Tag (exkl. Bank Log-in, Parkgebühr zahlen, Webseiten Log-in). Und so wie es sich aktuell anfühlt, wird es wohl das Krasseste sein, was ich aus dem Buch mitnehme.
Nach dem Interview mit Jasmin habe ich mir folgende Sätze in mein Notizbuch notiert:
- Glaube an sich selbst
- Vertrauen in die Menschen
- Leben im Moment
- Es findet sich immer einen Weg auch in Hinblick auf die Finanzen
- Der Ausstieg aus dem Hamsterrad ist möglich
- Connecte dich mit Menschen, die dir gut tun
- Es ist ok, die eigene Familie in gewissen Punkten auszuschließen
- Wenn man will geht vieles
- Verstanden. Ganz viele von den Dingen, die Jasmin in ihrem Buch beschreibt, lassen mich nicken.
- Hoffnungsvoll. Ihr Weg beweist, dass der Weg aus dem Hamsterrad gelingen kann.
- Inspiriert. Urlaub fernab des Pauschaltourismus zu machen.
- Nachdenklich in Bezug auf mein eigenes Verhalten. Schnelllebigkeit, Zielerreichung, nicht genug, Handykonsum
Persönliches Leseerlebnis
Ich hatte das große Glück, das Buch schon vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin zu lesen. Nicht dass, das an dieser Stelle für irgendeine andere Person auf diesem Planet relevant wäre, aber für mein persönliches Leseerlebnis war es das irgendwie schon. Es hat meinem Leseerlebnis einfach eine ganz besondere Note gegeben. Es war ein bisschen so, als würde ich ein 320 Seiten langes Geheimnis lesen. Doch nicht nur das. Als ich das Buch gelesen hatte, durfte ich der Autorin auch noch alle meine Fragen persönlich stellen. Das war sozusagen die Kirsche auf der Sahne, oder wie auch immer das heißt. (Sprichwörter sag ich oft falsch.) Grund dafür war, dass ich für femtastics (Online Magazin) ein Interview mit Jasmin führen durfte. Hab ich schon erwähnt, wie sehr ich meinen Job mag?
Mit “Hallo Glück, dich gibt’s ja doch” war ich auf jeden Fall auch ab Sekunde Eins totally in love. Und ich war mir absolut sicher, dass es ein riesengroßer Erfolg werden würde. Ich sag nur Spiegel-Bestseller. Auch wenn ich Fahrradreisen bis dahin überhaupt nichts abgewinnen konnte. Doch wie bereits oben beschrieben, ist dieses Buch kein Reisebericht im klassischen Sinn. Es ist eine Reise zu sich selbst, auf der man Mäuschen spielen darf.
Mich hat dieses Buch unfassbar inspiriert. Und am Ende habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, ob ich nicht mit dem Fahrrad nach Paris fahren sollte. Oder eine Tour von Porto nach Lissabon planen sollte. Es gab plötzlich so viele Möglichkeiten und so wenig Grenzen. Das Lustige war, dass ich mir das Buch “aufgehoben” habe. Ich habe es bewusst nicht in einem Rutsch gelesen. Es war einfach viel schöner, ein paar Tage in Folge mit dem Buch zu frühstücken. Ich mochte das Abenteuer am Morgen.
Lieblingssatz
“Vielleicht sollte ich mit einem Wildschwein reisen, damit mir die Wildschweine nichts tun”.
(Was es damit auf sich hat, müsst ihr selbst nachlesen 😉 )
Über die Autorin
An dieser Stelle einen angemessenen Text über Jasmin Böhm zu schreiben, fällt mir schwer. Denn am liebsten würde ich hier über den Mut der Bestsellerautorin schreiben. Über ihre inspirierenden Entscheidungen und natürlich ihre unglaublichen Fahrradtouren, bei denen sie mittlerweile gemeinsam mit ihrem Sohn über 6000km quer durch Europa zurückgelegt hat.
Doch Texte über Autoren klingen meist eher nach einer Kurzfassung des Lebenslaufs und nicht nach dem, was die Person in Wirklichkeit ausmacht. Aus diesem Grund sollte hier eher sowas stehen wie: Jasmin Böhm ist Bestsellerautorin, Doktorandin der Kunstgeschichte, unterrichtet Soziologie an einer Hochschule und bietet Führungen für das Historische Museum in Frankfurt an. Also entscheidet selbst, mit welchem Zusatz ihr euch den Namen der wundervollen Jasmin Böhm merkt.
In meinem Kopf ist Jasmin einfach nur unter “extrem coole, mutige, inspirierende und interessante Frau, die mitreißende Bücher schreibt” abgespeichert.
Danke fürs Lesen!
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Hier geht es zum Buch *von Jasmin. Mehr über sie erfährst du auf ihrem Instagramkanal.
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Fotocredit: Jasmin Böhm